Der Beitrag „Hoher Fricken Runde | Estergebirge“ enthält unbezahlte Werbung.
Manchmal gibt es Gegenden, an denen man schon X-mal vorbeigefahren ist, aber zielsicher ignoriert hat. Das Estergebirge ist so ein weißer Fleck auf meiner Trailrunning Karte. Trotzdem ich schon gefühlte 100x in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung war, war mir das Estergebirge tatsächlich unbekannt. Dabei ist der Gebirgszug zwischen Loisach und Walchensee traumhaft schön.
Hier geht es zur Website von Farchant.
Ich bin gerade dabei ein neues Trailrunning Event für adidas Runners Munich zu planen und dachte mir, dass das Estergebirge mit seiner wilden Seite vielleicht eine gute Idee sei. Also habe ich mir die genaue Route über runmap.net zusammen gestellt und bin los.
Wie du auf dem Plan siehst, gibt es diverse Wege und ich war mir schon beim mappen sicher, dass ich nicht das letzte Mal dorthin fahren werde.
Gemütlich geht anders…
…und einsam auch. Ich hatte bei meiner Planung zwar den Kuhflucht-Parkplatz gesehen, mich noch über den Namen lustig gemacht, aber nicht bemerkt, dass es eben dort die Kuhflucht Wasserfälle gibt. Wie konnte ich das übersehen? Natürlich war dort in der Ferienzeit sehr viel los. Zu Recht. Die Wasserfälle sind wunderschön und die Gumpen laden zum Baden ein.
Hier geht es zur Website der Kuhflucht Wasserfällen. Übrigens sind die drei Fallstufen zusammen gerechnet 270 m hoch und gehören damit zu den höchsten Deutschlands. (Wikipedia)
Gipfel 1 | Hoher Fricken
Nach dem ersten Schock, den mir Touristenmengen eingejagt hatten, wurde es wild-romantisch. Der steile Weg zum Hohen Fricken ist ausgesetzt und nicht für jeden geeignet. Darauf weißt ein Schild nach den Wasserfällen hin: nur für Geübte.
Trotzdem kamen mir „beflipflopte Wanderer“ und „Weiße-Sneaker Mädchen“ entgegen. Zwei junge Frauen mit Hunden haben mich nach dem Weg gefragt und waren ziemlich entsetzt, als ich sagte, dass die Weilheimer Hütte nicht am Hohen Fricken sei, sondern 2 Gipfel weiter. Ihnen war auf halber Strecke zum 1. Gipfel schon das Wasser knapp geworden und die Hunde sichtlich erschöpft. Die armen Fellnasen. Sie entschieden sich zum Glück zur Umkehr. Was soll ich da sagen? Informiert euch Leute!
Bis zum Gipfel waren dies die letzten Wanderer, die mir begegnet sind und ich konnte die Ausblicke in die Zugspitz Region und ins Karwendel mehr als genießen. Der Gipfel selbst war ebenfalls ein einsamer Traum. Bis hier hoch war übrigens an Laufen nicht zu denken. Auch wenn die Distanz mit 4 km wirklich kurz war, die 1230 Höhenmeter hatten es ordentlich in sich.
Gipfel 2 | Bischof
Vom Gipfel des Hohen Fricken runter, konnte ich dann das erste Mal richtig Laufen. Und schön waren die Trails, bis zur Senke zwischen den beiden Gipfeln ging es flowig entlang. Dort habe ich dann erstmals pausiert und mich mit Trailbutter und Banane gestärkt. Super Kombination übrigens und MEGA lecker.
Dann ging es weiter bergauf. Wieder recht steil und ohne Schatten. Die letzten Meter waren wieder wunderschön zum Laufen und meine Beine haben sich richtig gefreut, sich auszuschütteln und schneller bewegen zu dürfen.
Die Sonne hat ordentlich geknallt (es wurden Wolken und 25 Grad versprochen, nicht blauer Himmel und 30 Grad) und so war ich froh als ich den windigen Gipfel erreicht hatte. Bis hierhin ist mir ebenfalls niemand anderes begegnet. Absolute Gipfel Einsamkeit, ich hatte schon fast vergessen wie sich das anfühlt.
Gipfel 3 | Krottenkopf
In dem Moment als ich mich an den Abstieg gemacht habe, war auch klar, warum es hier so leer war: das Geröllfeld des Grauens. Der „Weg“ um wieder auf den Normalweg zu kommen war wirklich keine Freunde. Ich bin gerutscht und gerutscht, der Weg war vor allem durch die Latschen (weil zugewachsen) kaum erkennbar und am Ende bin ich anders als auf der Karte gegangen, denn durch das Geröllfeld war kein Durchkommen. Der Umweg war nur klein, aber definitiv sicherer. Am kleinen Trampelpfad war zu erkennen, dass ich nicht die Erste war, die einen anderen Weg gewählt hatte.
Auf dem Normalweg angekommen, kamen wieder laufbare Trails bis zur Hütte. Eine kleine Kuhherde kreuzte meinen Weg und schon war ich an der Hütte angekommen. Auch auf diesem Teilstück: keine anderen Menschen.
So gemütlich es auf der Weilheimer Hütte war und so nett die Pächter waren, für Veganer ist die Hütte ungeeignet. Mehr als trockenes Brot gab es nicht. Als ich die Scheibe bezahlen wollte, wurde mir entsetzt abgewunken. Danke nochmal für das leckere Brot. Für alle Nicht-Veganer kann ich natürlich nicht sprechen, aber das Essen, was an mir vorbeigetragen wurde, sah äußerst lecker aus. Ich habe dann meine Bananenchips gemampft und mir dazu ein alkoholfreies Weißbier gegönnt.
Der Weg auf den Grottenkopf: wieder steil, aber gut begehbar. Ich bin mir spätestens jetzt sicher, dass ich morgen ordentlich Muskelkater haben werde.
Gipfel 4 | Hoher Kisten
Eigentlich hatte ich geplant noch einen Umweg über den Hohen Kisten zu laufen, wie wurde es aber ehrlich gesagt zu viel des Guten und ich habe den Rückweg angetreten. Normalerweise bin ich diejenige, die um 7:00 auf dem Wanderparkplatz steht. Heute ging es erst um 11:00 los. Unglaublich spät für mich.
Zurück über die Via Alpina
Wer Weg zurück nach Farchant hat mich nur in Maßen überzeugt. Es kam zu viel zusammen, was mich genervt hat. Die ersten beiden Kilometer bergab zur Material-Seilbahn waren feinste flowige Trails mit einer fantastischen Aussicht ins Karwendel. Dann kam der Forstweg und es war Schluss mit lustig.
Der Forstweg hat sich ewig gezogen. Ich bin absolut kein Fan von Forstwegen, weder beim Wandern noch beim Trailrunning. Ich hatte am Anfang geschrieben das ich für adidas Runners Munich ein Trailstrecke suche. Nach dem krass steilen Anstieg und dem Geröllfeld hat mir der Forstweg den Garaus verpasst. Unfassbar langweilig auf dem gerölligen Untergrund.
Achtung:
Wir laufen am 28.09.2021 einen anderen Weg mit der Communtiy, damit Anfänger, Fortgeschrittene und Speedhiker gleichermaßen einen tollen Trailrun und viel Spaß haben.
Weiter geht’s: Versöhnt hat mich die Esteralm mit den Baby-Kühen und den knuffigen Ziegen. Angeblich soll es hier feinsten Kaiserschmarren geben. Der Blick im Tal war auch richtig schön. Am Ende ging es noch einen Kilometer über Asphalt und dann einen Steig quer zurück zum Parkplatz.
Trotz des semi-optimalen Rückwegs war mein Trailtag ganz wunderbar. Einsam, mit wunderbaren Aussichten und ganz viel Zeit zum Genießen und Gucken.
Hier die Zusammenfassung:
- Entfernung: ab München 84 km.
- Start und Ende: Kuhflucht-Parkplatz in Farchant.
- Rundweg: 20,18 km mit 1.550 hm
- Verlängerung: zum Hohen Kisten (siehe Karte oben)
- Einkehr: Weilheimer Hütte, Estbergalm
Ich freue mich jetzt schon auf meinem nächsten Besuch im Estergebirge. Ich habe auf dem Weg so viele Schilder mit Wanderwegen gesehen und die wollen auf jeden Fall gelaufen werden. Vielleicht geht’s das nächste Mal in Krün los… Ich bin gespannt.
Ich hoffe, ich konnte bei dir ein wenig Lust auf diese „neue“ Gegend aka. Estergebirge wecken.
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