Der Beitrag „Trailrunning Dolomiten ab Passo Giau“ enthält unbezahlte Werbung.
Die Wampe gut gefüllt mit italienischen Leckereien. So in etwa kann ich den nächsten Tag in Kürze beschreiben. Die zweite Etappe unseres Trailruns ab San Cassiano hatte aber noch sehr viel mehr zu bieten.
Sonnenuntergang: ja, nein, vielleicht.
Eigentlich will ich zum Sonnenaufgang aufstehen, habe mich dann aber doch für die extra Stunde Schlaf entschieden und den Wecker nicht gestellt. Ich bin dann zufällig zur passenden Uhrzeit aufgewacht und habe mich spontan entschieden, raus in die Kälte zu gehen und die Sonne und den Tag zu begrüßen. Kälte ist etwas untertreiben, denn ich stapfe durch eisigen Frost über die Wiesen. Gut eingemummelt bleibe ich gut dreißig Minuten draußen und staune.
Zum Frühstück gibt es für mich Süßes: Brot mit Marmelade, Obst und Müsli mit Apfelsaft. Ich kann auf einer Hütte keine Hafermilch erwarten und habe mich deswegen etwas geärgert, dass ich mein Päckchen Hafermilchpulver vergessen habe. Eigentlich steht das auf meiner Veganen-Berg-Überlebens-Liste ganz oben und befindet sich eigentlich immer im Rucksack.
Von Passo Giau zu Monte Mondeval
Endlich geht es los. Irgendwie haben wir alle Ameisen in Schuhen und können es kaum abwarten, die Trails unsicher zu machen. Den ersten Anstieg gehen wir gemütlich an. Perfekt, denn ich muss mich umdrehen, und den Blick zurück zum Passo Giau genießen. Ich glaube, wir denken alle das Gleiche: „Was haben wir ein Glück hier zu sein.“
Schon nach den ersten Kilometern, sagen uns einige Murmeltiere „Hallo„. Ich liebe die kleinen felligen Freunde und könnte sie stundenlang beobachten, aber wir wollen weiter, denn der erste Gipfel wartet bereits.
Wir erreichen ein Hochplateau und es wird Zeit für die ersten mitgebrachten Snacks. Ich habe lieber etwas zu viel als zu wenig zum Essen dabei. Meistens auch ein extra Beutelchen Iso-Drink Pulver, um unterwegs nicht nur Wasser auffüllen zu können. Wenn ich genügend Zeit habe, mache ich mir meine Snacks selbst. Zum Beispiel vegane Müsliriegel mit Nüssen, und Früchten oder Erdnussbutter, saftiges Bananenbrot, Frückstück Muffins mit Haferflocken oder Amaranth Happen mit Kakao und Sauerkirschen.
Am Fuße des Monte Mondeval (2.455 m) trennt sich unsere Gruppe. Ich bin in der Gruppe „Gipfelsturm“ und nach einigen anstrengenden Höhenmetern erreichen wir den ersten Gipfel des Tages. Nach der Murmeltier Sichtung stellt sich dank dem fantastischen 360° Blick das zweite Mal Happyness ein.
Vom Monte Mondeval zum Rifugio Citta di Fiume
Vom Monte Mondeval laufen wir auf Wiesen Trails zurück zum Plateau und anschließend auf flowigen Single Trails zu einem namenlosen See. Dabei hätte dieser Spiegelsee einen fantastischen Namen verdient. Lago Fantastico oder so ähnlich.
Den See umrunden wir schnell und ich freue mich über viel bunte Herbstblumen, die auf den Wiesen neben den Trails wachsen. Sogar Enzian, Silberdistel und Edelweiß lassen sich blicken.
Wir verlassen die Single Trails und laufen auf Forstwegen zum ersten Rifugio Citta di Fiume. Von Hunger angetrieben, laufen wir flink bergab. Ich laufe sehr ungern Forstwege bergab, denn je nachdem wie lange der Lauf dauert, schmerzen mir die Knie danach. Der Lauf dauert heute aber nicht lange und der spektakuläre Blick entlohnt. Zudem kann ich schon unser Abendziel, den Passo Staulanza erkennen.
Von Rifugio Citta di Fiume zum Passo Staulanza
An der Hütte angekommen beziehen wir eine der großen Tafeln im Garten und bestellen die Karte rauf und runter. Das Mittagessen kommt und wir ahnen bei den großen Tellern: Das schaffen wir nie. Die Vorspeisen sind so groß wie Hauptgerichte, eigentlich perfekt für hungrige Bergsteiger. Für Trailrunner, die noch einige Höhenmeter und Kilometer vor sich haben, semi-optimal. Aber, meine Minestrone schmeckt so wunderbar, dass ich sie leer löffle und auch mein Hauptgericht überzeugt. Mich stört es überhaupt nicht, dass ich zum zweiten Mal hintereinander Polenta esse. Denn Polenta gehört zu meinen Lieblingsgerichten, die ich auch zu Hause oft koche. Zudem sind die Beilagen anders als gestern. Heute gibt es Bohnen (→ pflanzliche Proteine) in Tomatensauce und gemischte Pilze. Ich hoffe beim Essen, dass die Bohnen sich ruhig verhalten.
Ich genieße die Sonne und lege mich auf die Wiese. Nach einem Verdauungsschläfchen und einem Espresso geht es weiter. Wir laufen durch einen Wald und ich bin etwas abgelenkt, denn es riecht nach Pilzen. Ich sammele leidenschaftlich gerne Pilze und es ist Saison für Steinpilze. Leider kann ich keine Steinis entdecken und so versuche ich, mich wieder auf den Trail zu konzentrieren.
Wir verlassen den Wald, ich freue mich schon auf den Schotterweg, den ich von der Hütte gesehen habe. Es macht einfach so unglaublich viel Spaß, hier zu laufen. Dazu kommt die Aussicht: die Berge des Passo Giau in weiter Ferne, über mir der imposante Monte Pelmo, der mit einer Höhe von 3168 m zu den höchsten Gipfeln der Dolomiten gehört.
Eigentlich will ich gar nicht am Passo Staulanza ankommen. Aber die Vorfreude auf Wellness, einen schönen Teamabend und feinstes Dinner treiben mich weiter an. Ja, du richtig gelesen: Das Rifugio Staulanza bietet tatsächlich einen Wellness-Bereich, mit Panorama Whirlpool, Sauna, Dampfbad, Ruheraum und Kneipp-Becken. Perfekt müde Läufer*innen Beine.
Der Monte Crot
Nach einem wunderbaren Tag komme ich am Rifugio Staulanza an. Doch schon rückt die anvisierte Wellness in weite Ferne. Unsere Guides fragen, ob wir noch eine Extrarunde zum Monte Crot drehen wollen. Nicht bei allen in unserer Gruppe stößt der Vorschlag auf Begeisterung. Ich gehöre wieder zur Gruppe Gipfelsturm und schon geht es auf die nächsten Trails, die direkt hinter dem Rifugio starten.
Die Trails sind entspannt zu laufen und nicht technisch. Perfekt, vor allem, wenn man schon einen langen Tag hinter sich hat. Es gibt zwei kleine Kletter-Passagen, die aber nicht schwierig und somit schnell überwunden sind. Auf dem Gipfel des Monte Crot (2.169 m) genieße ich die Aussicht und kann die Strecke, die wir heute gelaufen sind, fast komplett nachvollziehen. Noch schnell ein Foto mit unseren Guides Loris und Paolo und dann geht wieder bergab. Schnurstracks in den Wellness-Bereich.
Potenzial als Lieblingsweg:
9/10 aufgrund der atemberaubenden Landschaft und den abwechslungsreichen Trails.
Trailrunning Dolomiten ab Passo Giau: Deine Route zum Nachlaufen
Wie immer findest du auf Outdoor Active den GPS Track, den du dir von dort bequem auf deine Uhr oder Mobiltelefon downloaden kannst.
Gesammelte Informationen zum zweiten Tag:
Trailrunning Dolomiten ab Passo Giau Details
- Rundweg: Nein
- Start: Passo Giau
- Ziel: Passo Staulanza (inklusive Monte Crot)
- Über Nacht: Rifugio Staulanza
- Distanz: 21 km
- Höhenmeter rauf/runter: 972 hm / 1.418 hm
- Schwierigkeit: mittel, auf Singletrails, teilweise durch Schotter, mit teils steilen Passagen
Rückreise nach San Cassiano:
Die 42 km lange Rückreise zum Startpunkt der Tour ist nicht ganz ohne. Der Bus fährt einen großen Umweg und braucht über vier Stunden. Der Grund: zwei Verkehrsverbünde, die nicht 100 % aufeinander abgestimmt sind. Ein Taxi ist zwar nur 50 Minuten unterwegs, kostet aber zwischen 110 und 140 €. Mit zwei Autos in die Dolomiten fahren, macht auch keinen Sinn. Mir ist noch keine gute Lösung eingefallen, aber die Nachfrage bei unseren Guides läuft.
Etappe 1: Trailrunning Dolomiten ab San Cassiano
Hier findest du alle Informationen zum ersten Tag in den Dolomiten und dem Trailrun von Trailrunning Dolomiten ab San Cassiano, über Passo Languzoi, den Sentiero Kaiserjägersteig und Forcella Averau.
Fotografie:
Die professionellen und vor allem super schönen Bilder sind von Simon Beizaee.
Die anderen sind von mir.
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